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TxT · № 9

Fünfzig Jahre Dornröschenschlaf; so präsentiert sich im Rückblick die erste Lebensphase des Bürogebäudes am Blumenbergplatz. Ursprünglich als Zwischennutzung vorgesehen, zeichnete sich nach fünf Jahrzehnten im Sommer 2007 ein Ende des Schulbetriebes ab. Zudem stand der erste Erneuerungszyklus des Gebäudes an. Die Haustechnik wurde grundliegend saniert und die Qualitäten der Fassade hervorgehoben.




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Dokumentation Hochbauamt, 2012 | N° 165
November 2012
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Erneuerung Geschäftshaus Blumenbergplatz

Der Blumenbergplatz ist kein Platz im eigentlichen Sinne. Eher eine langgezogene und vielbefahrene Kreuzung am Ende des Oberen Grabens. Woher man sich dem Platz auch nähert, das ehemalige Kino Palace dominiert den Ort. Seit 1958 steht ihm das Bürogebäude am Blumenbergplatz 3 gegenüber und besetzt die Ecke des vorstädtischen Blockrands aus den Dreissigerjahren. An dieser markanten Lage reagierten die Architekten damals wie heute mit Zurückhaltung und Nüchternheit. Der siebengeschossige Bau ordnet sich so geschickt in seiner Umgebung ein.

Edle Erscheinung

Mit fassadenbündigen Fenstern und einheitlichen Formaten betonte das St. Galler Büro Riek und Sohn im ursprünglichen Entwurf das Gesamtvolumen des Gebäudes. Nach der Sanierung zeigt sich die Fassade heute stärker gegliedert. Dadurch erscheint das Gebäude auch nicht mehr als ein kompaktes und abstraktes Volumen. Die klassische Teilung in steinernen Sockel, Piano Nobile und Obergeschosse nimmt auf subtile Weise einen Dialog mit den Bauten der Nachbarschaft auf. Neu betritt man das Haus nun über die Rosenbergstrasse.

Die horizontale Gliederung tritt dank feiner und unaufdringlicher Mittel merklich hervor. Ein heller, liegender Rahmen umfasst jeweils eine Gruppe von Fenstern: Im ersten Obergeschoss fassadenbündig über die Breite von drei Fenstern, in den restlichen Etagen über zwei Fenster und als auskragender Kasten. Die Rahmen sind gegeneinander versetzt, was die Wirkung der Bänder zusätzlich verstärkt. Im Inneren wurde das Gebäude bis auf die Tragstrukturen zurückgebaut. Alle Einbauten aus der Zeit der Schulnutzung wurden entfernt, so dass die Grundrisse heute eine Vielzahl von Belegungen zulassen. Neben dem Treppenhaus mit Nebenräumen steht lediglich eine Stütze im Raum, welche die Unterteilung des Raumes in unterschiedlich grosse Büros erleichtert.

Neue Technik

Die Haustechnik wurde ebenfalls komplett saniert. Zusammen mit der verbesserten Fassade werden die Vorgaben des Minergie-Labels erfüllt. Zudem bieten die Kastenfenster durch ihre Konstruktion einen erhöhten Schutz gegen den Strassenlärm. Die Wohnung auf dem Dach zeigt sich nach dem Umbau wie verwandelt; aus den kleinen und verwinkelten Räumen ist eine grosszügige Attikawohnung mit weiter Sicht über die nördliche Altstadt und umlaufender Terrasse geworden. Elegant schliesst das neue, schwebende Vordach das Gebäude ab.


Marko Sauer am, 09 12 2012

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